Um das Hobby des Biertrinkens in Bayern zu verstehen, muss man erst einmal auf die Geschichte zurückgreifen.
Der Ursprung
Die Geschichte des Bieres in Bayern reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, als die Äbtissin Hildegard von Bingen, die sterilisierenden und konservierenden Eigenschaften des Hopfens sowie seinen bitteren Geschmack entdeckte. Im 13. Jahrhundert entstanden die ersten Klosterbrauereien und im Jahr 1260 die erste königliche Brautradition der Wittelsbacher. Zuvor war die Region vor allem für ihren Wein bekannt.
Ab dem 14. Jahrhundert wurden zahlreiche Brauereien eröffnet. Doch der Tag, an dem die eigentliche Revolution in der Geschichte des bayerischen Bieres stattfand, war der 23. April 1516, als Herzog Wilhelm IV. von Bayern das „Bayerische Reinheitsgebot“ einführte.
Das Bayerische Reinheitsgebot
Das „Bayerische Reinheitsgebot“ legt Maßstäbe an die Qualität der Biere der Region und an die Herstellungsprozesse nach bayerischer Tradition fest. Nach diesem Gesetz darf Bier nur die folgenden Zutaten enthalten: Wasser, Gerste und Hopfen. Die Hefe, ein natürlicher Bestandteil unseres Lieblingsgetränks, wurde in der Verordnung nicht berücksichtigt, da sie damals noch unbekannt war. Dieses Dekret wurde im Interesse der Bevölkerung erlassen, da es den völligen Verzicht auf gesundheitsschädliche Zutaten bei der Bierherstellung vorsah.
Im Jahr 1520 wurde Weizenbier aus Böhmen nach Bayern importiert. Wie der Name schon sagt, wird diese Biersorte aus Weizen hergestellt. Obwohl dies gegen das geltende Reinheitsgebot verstieß, erhielt ein Bierproduzent bis 1567 die Erlaubnis, es zu brauen.1567 war das Jahr, in dem das Verbot der Herstellung dieses „weißen“ Bieres eingeführt wurde, um die Weizenvorräte der Bäcker zu schonen. Dieses Verbot wurde 1602 aufgehoben, als die erste Biersteuer eingeführt wurde.
Eine neue Biersorte
Im 17. Jahrhundert wurde in der Region eine neue Biersorte geboren: Bockbier, manchmal auch Starkbier oder Ator genannt. Dieses überdurchschnittlich starke Bier wurde damals von bayerischen Mönchen gebraut. Bis in die 1780er Jahre durfte das Bier nicht getrunken werden, wenn man keinem Kloster angehörte.
Das erste Oktoberfest
Am 17. Oktober 1810 fand das erste Oktoberfest anlässlich der Hochzeit von König Ludwig I. von Bayern aus dem Hause Wittelsbach mit Therese von Sachsen-Hildburghausen statt. Dieses Fest wurde vor den Toren Münchens veranstaltet, wo es auch heute noch stattfindet! Im ersten Jahr seiner Regentschaft genehmigte König Ludwig die Eröffnung des Biergartens, der sich in Bayern und ganz Deutschland noch immer großer Beliebtheit erfreut.
Verschiedenen Biersorten
Danach entwickelten sich die bayerischen Biere nur sehr wenig, vor allem aufgrund des noch immer geltenden Reinheitsgebots. Allerdings ist es neuen Mikrobrauereien, wie der ebenfalls in München ansässigen Crew Republic gelungen, den Stil zu modernisieren, insbesondere durch die Verwendung von amerikanischem Hopfen. Dieser verleiht den Bieren sehr abwechslungsreiche und unterschiedliche Aromen als die rein bayerische Tradition. Um dieses Hobby der Bayern besser verstehen zu konnen hier nun ein paar Tipps:
Für eine Brauereireise, die selbst dem erfahrensten Verkoster würdig ist, oder einfach, um mit der wahren Seele der deutschen Brautradition in Kontakt zu kommen, sollten Sie sich die Region Franken nicht entgehen lassen. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht der beliebtesten Biere Bayerns und der interessantesten bayerischen Brauereien. Die bekanntesten bayerischen Biere:
- Helles
- Weiss
- Marzen/Oktoberfest
- Bock
Das am meisten getrunkene Bier in Bayern ist sicherlich Helles, ein helles, frisches und süffiges Bier, das für die Bayern ein Alltagsbier darstellt, ein bisschen wie Tischwein auf italienischen Tischen. Helles bedeutet auf Deutsch „klar“ oder „hell“, und tatsächlich sind Helles helle Biere, die vor Licht zu leuchten scheinen.
Das am häufigsten mit Bayern assoziierte Bier ist jedoch das Weißbier, ein erfrischendes Weizenbier, das sich durch eine trübe Bernsteinfarbe auszeichnet. Probieren Sie es mit einem Teller Bratwurst! Zwei sehr beliebte Weißbier Varianten sind Dunkelweizen, ein dunkles Weizenbier, und Kristallweizen, ein gefiltertes Weißbier.
Früher, als es noch keine modernen Produktions- und Kühltechnologien gab, war der März der letzte gute Monat für die Bierproduktion, bevor es zu heiß wurde. Die zuletzt gebrauten Biere wurden in Eiskellern gelagert und dann im September bei Erntedankfesten ausgeschenkt. Märzen war im 19. Jahrhundert der Name, den die Spatenbrauerei in München für ein neues Bier wählte, das auf dem Oktoberfest serviert wurde und von dieser alten Tradition inspiriert war. Heute werden diese hellen Biere, die mehr Alkohol als ein Helles Bier, aber weniger als das dunkle Bock haben, entweder Märzen oder Oktoberfest genannt. Unnötig zu erwähnen, dass dies der Stil ist, der auf dem Oktoberfest serviert wird, oder?
Die Böcke, dunkel und kräftig mit ausgeprägten Malz- und Karamellnoten, sind Biere mit einer interessanten Geschichte rund um die bayrischen Herzöge und einen Braumeister. Der Geschichte (oder der Legende nach?) zufolge wurden die Böcke im niedersächsischen Einbech geboren, erfreuten sich aber großer Beliebtheit und wurden dann in München perfektioniert. Ob wahr oder nicht, es ist sicher, dass diese Biere auch heute noch in München hoch geschätzt werden, wo jedes Jahr ein ihnen gewidmetes Festival organisiert wird. Der Doppelbock ist eine alkoholischere Variante des Bocks, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass ein Doppelbock den doppelten Alkoholgehalt eines traditionellen Bocks hat. Klassische Doppelböcke sind an der Namensendung -tor zu erkennen: Salvator, Celebrator, Optimator, Maximator…